Übersetzung des Statements von
Grupo de Trabajo No Estamos Todxs zur Freilassungen der Fünf Gefangenen von San Juan Cancúc am Morgen des 21. Novemebers 2025.

Valle de Jovel, 21. November, aus der Geografie, welche Mexiko genannt wird.
An alle Compas, die den Kampf für die Freiheit unserer gefangenen Compas von San Juan Cancúc begleitet haben.
An die Familien unserer fünf ehemaligen Gefangenen Compas von San Juan Cancúc, vor allem an sie.
Seit mehr als drei Jahren hatten wir die großartige Möglichkeit, unsere gefangenen Compas zu begleiten – Jahre voller Gespräche, Umarmungen, Momente, in denen wir sie sehen und von ihnen erfahren konnten, von ihren Träumen und Hoffnungen. Vor allem das würdevolle Einfordern von Gerechtigkeit und Freiheit.
Heute, auf diesem Land, wo die Ungerechtigkeit uns zur Gewohnheit werden wollte, sind auch der Widerstand und die würdevolle Wut zu einer Art Dauerzustand geworden. Heute brachte das Morgengrauen ein Gerücht mit sich, das zu einem Geschrei und dann zu einem Gesang wurde: Unsere fünf Compas von San Juan Cancúc sind frei.
Frei – aber nicht aufgrund des guten Willens der schlechten Regierung, sondern wegen der würdevollen Hartnäckigkeit ihrer Familien, ihrer Comunidad und aller Hände und Herzen aus allen Ecken der Welt, die den Kampf gegen die Maschinerie des Fabrizierens von Schuldigen nicht aufgegeben haben.
Denn während dieser gesamten Zeit war der Staat darauf versessen, die Wahrheit zu verdrehen, Angst zu säen und Unschuldige einzusperren, um seine faulen Geschichten aufrechtzuerhalten. Aber die Wut und die kollektive Würde von tausenden Compas ließen sich nicht beeindrucken von seinen Lügen und Täuschungen.
Heute feiern wir mit dem Herz in Flammen ihre Freiheit – aber ohne Lügen: Wir wissen, dass dieser Sieg weder den durchlebten Schmerz noch die begangenen Übergriffe ungeschehen macht.
Wir wissen, dass es immer noch Strukturen gibt, die diejenigen kriminalisieren, die am unteren Ende dieser Pyramide stehen, die Verbrechen erfinden, um Gemeinschaften zu zerstören, und die Gefängnisse als Instrument kolonialer Bestrafung nutzen. Denn die Gefängnisse sind voll von denjenigen, die dort oben verachtet werden.
Deshalb ist diese Feier kein Endpunkt. Sie ist ein Ausgangspunkt.
Unser Wort ist klar, ohne Umwege:
Die Freiheit der fünf Compas von San Juan Cancúc ist die Frucht von Organisation, Liebe zur Gerechtigkeit und kollektivem Kampf. Nicht mehr und nicht weniger.
Und so wie wir uns auf den Weg gemacht haben, um diese Mauern einzureißen, schreiten wir voran, damit keine anderer Compa – weder in Chiapas noch in einer anderen Region – jemals wieder aus seinem Leben gerissen wird, nur weil er sein Land, sein Volk oder seine Würde verteidigt hat, oder einfach nur, weil er nicht zur Elite gehört, die oben auf der Pyramide das Sagen hat.
Heute umarmen wir unsere fünf Compas und ihre Familien und begrüßen sie mit dieser aus dem Widerstand entstandenen Freude.
Heute ehren wir jene, die niemals aufgehört haben, ihre Stimme zu erheben.
Heute bestätigen wir ein weiteres Mal, was wir schon immer wussten:
Wenn wir uns organisieren und zusammen kämpfen, gerät das Gefängnis und die ganze schlechte Regierung ins Wanken.
Möge dieser Triumph in anderen Kämpfen weiterleben.
Möge Freiheit zur Gewohnheit werden.
Möge der Kampf für eine andere, eine bessere Welt nie wieder ein Verbrechen sein.
Wir machen weiter. Mit derselben Wut. Mit derselben Zärtlichkeit. Mit derselben Hartnäckigkeit.
Mit derselben Klarheit.
Runter mit den Mauern der Gefängnisse!
Grupo de Trabajo No Estamos Todxs
